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"Mogli" - auf gute Freundschaft?

Oder: Wie die Friendship 22 "Mogli" und ich im Herbst 2020 zueinander fanden und warum ich durch ein Wechselbad der Gefühle gehen musste. 

 

 

Gerade einmal 2 halbe Jahre segelten "Hippo", mein erstes kleines Kajütboot und ich zusammen auf dem Zwischenahner Meer, als, vielleicht etwas überhastet, ich eine Friendship 22 in der relativ seltenen Kielschwertversion erwarb.

 

Obgleich "Hippo" eigentlich ein ideales Segelboot für einen meist alleinsegelnden und noch immer in die Gruppierung "Anfänger" fallenden Binnensegler war, war bereits der unbändige Wunsch aufgekommen, ein etwas größeres Boot zu besitzen. Ich liebte den Gedanken, es sich im "Salon" unter Deck ein wenig gemütlich zu machen und dabei auch ein klein wenig mehr Komfort genießen zu können.

Bislang war der Aufenthalt unter Deck nämlich eher unbequem, eng und trotz hübscher frischer Polster und selbst genähter (!) Vorhänge eher wenig einladend oder gar heimelig. 

 

Auf meinem Wunschzettel standen daher Boote von 22-23 Fuß, also ca. 6,50 bis knapp unter 7 Meter Länge, welche noch trailierbar sein sollten und grundsätzlich auch für ein paar Tage Kurzurlaub, z.B. auf dem Ijsselmeer oder den Boddengewässern, geeignet seien. Eine kleine Pantry war also Pflicht, gute Sitzhöhe, ebenso eine etwas geräumigere Koje und etwas Stauraum.

Das aber stets unter der Prämisse, dass der Tiefgang 0,80 bis 0,90 m nicht überschreiten solle, da es sonst in der Hafeneinfahrt auf dem Zwischenahner Meer Probleme geben könne.

Das reduzierte meine Liste potentiell geeigneter und bezahlbarer Boote auf solche mit Kielschwert, Hub- oder Klappkiel, wie die Jeannau Tonic 23, die Dehlya 22 oder eben die Friendship 22, die sich auf den ersten Rängen meiner Liste tummelten. 

 

Im September 2020 besichtigte ich eine "auffällig günstige" Friendship 22 an der Weser in Bremen. Wie sich herausstellte, war der Eigner jüngst in den Besitz eines größeren Schiffes gekommen, ohne sich von seiner Friendship bereits getrennt zu haben. Nun lief ihm die Zeit davon, denn in wenigen Wochen müsste der Platz in der Halle von ihm geräumt werden.

In dieser stand sie nun: Auf Hochglanz poliert, innen in Top-Zustand und weitestgehend, wie 1984 von der damaligen niederländischen Werft Meijer aus Balk ausgeliefert. 

Außen fiel ein repariertes Deck um den Mast auf: Hier war der Sandwichkern durch ein Leck am Mastfuß verrottet, so dass der Eigner, Handwerker von Beruf, diesen restauriert hat. Das final aufgebrachte Gelcoat jedoch war eher "laienhaft" und sah auf einer Fläche von 1m x 60 cm "schlimm" aus.

 

Einigen "Pros", z.B. der gute Außenborder, der im Preis inkludiert war (und für den man sicher separat 2.000 EUR hätte verlangen können), einer "guten" bis sehr guten" Segel Garderobe, gute Sprayhood, fast neuen Bodenbrettern und einigen kleinen "Gimmicks", die der Eigner selbst ge- und verbaut hatte, wie eine Mastlegeeinrichtung oder der neue Schlitten für den Außenborder, standen nur ein undichter Trinkwassertank und ein sonderbar überlaminierter Kiel entgegen.

Kiel? Ja, das war der Haken... Das Boot hatte einen Festkiel und 1,10 m Tiefgang.

 

Mit einem bekannten Bootsbauer an meiner Seite besuchte ich die Friendship ein weiteres Mal. Größere bzw. substanzielle Mängel fand auch er nicht. 

 

Nach einer überschlägigen Kalkulation der aus meiner Sicht noch sinnvollen Arbeiten (max. 3.000 EUR) sah ich vom Kauf dann aber und für den Verkäufer überraschend, ab. Einzig allein wegen des zu großen Tiefgangs und der Tatsache, dass ich als "Feierabendsegler" nicht ohne weiteres das Revier wechseln würde, wo ich das Boot gut hätte segeln können.

Irgendwie brach es mir das Herz. Aber dieses Boot, selbst wenn es nach einem Werftaufenthalt ein echtes "Schmuckstück"hätte werden können und ich den Außenborder problemlos hätte veräußern könen, um mit dem Erlös einen hochwertigen Elektroaußenborder (Verbrennungsmotoren sind bei mir am See verboten) zu kaufen, wäre für mich und die Umstände, wann und wie ich segele, nicht kompatibel gewesen.

Auf den Gedanken, das Boot in Ruhe mit etwas Gewinn weiter zu verkaufen, kam ich übrigens nicht. 

 

Einige Zeit später wollte ich noch eine Dehlya 22 besichtigen, die mein bekannter Bootsbauer 2 Jahre zuvor in der Halle hergerichtet hatte. Als ich morgens zur verabredeten Zeit am Hafen ankam, hatte der Vorbesitzer sie aber just per Handschlag schon verkauft.

 

Gerade hatte ich meine "Hippo" aus dem Wasser geholt und winterklar gemacht, "ploppte" ein weiteres Boot über den Suchagenten im Internet auf:

Eine Friendship 22, Baujahr 1981, Kielschwertversion, mit allerlei "Schnickschnack" für einen Urlaub auf- und ausgerüstet, keine 200 km entfernt.

 

Die Bilder sahen vielversprechend aus, der Preis war für mich "noch OK", wenngleich weit entfernt von der in Bremen gesichteten Friendship.

Kurz entschlossen baute ich Kontakt zum Verkäufer auf und wie es der Zufall will, könne er in wenigen Tagen, wenn er das Boot aus dem Ijsselmeer (wo es zu dem Zeitpunkt lag) eine Besichtigung fast vor meiner Haustür arrangieren, da ihn sein Weg nach Hause dort vorbei führte.

 

Gesagt, getan!

Der Tag kam und im Laufe des Nachmittags erreichte mich die Nachricht, es würde etwas später werden, da sich alles ein wenig verzögert habe.

Als wir uns schließlich an diesem trüben Herbsttag an einer Raststätte mit dem Boot im Schlepptau trafen, wurde es bereits langsam dunkel.

 

"Kaufe nie ein Boot im Dunkeln."

"Kaufe nie ein Boot alleine bzw. ohne jemanden, der mit Sachverstand und etwas Distanz mit draufschaut."

"Nimm Dir für die Besichtigung Zeit und schaue in alle Ecken und Winkel."

"Eigentlich kauft man kein Segelboot, das man nicht testgesegelt ist".

 

Augenscheinlich waren die Bilder aus dem Internet schon älter oder "gut" fotografiert. Denn in einem sooo guten Zustand war "Mogli", die hier auf dem Trailer lag, nicht. Und etwas schmutzig obendrein.

 

In Anbetracht der etwas skurilen Umstände und vielleicht, weil ich ahnte, eine Kielschwerversion der Friendship 22 werde ich so schnell nicht wiederfinden" und weil der Kauf des Vorgängerbootes auch ein guter war, ließ ich alle goldenen Regeln außer Acht und unterzeichnete bei einer Currywurst mit Pommes und einem Kaffee schließlich den Kaufvertrag und stimmte die Übergabe in 2 Wochen ab.

 

Nur wenige Stunden später wich die Freude und Skepis überwog: Habe ich da nicht 2 bis 3.000 EUR zu viel bezahlt? Ist das Boot überhaupt "gut genug" für mich?

 

Eine kleine "Mängelliste" hatte ich trotz der etwas überhasteten Besichtigung erstellt, doch diese waren allesamt in der Rubrik "Schönheitsfehler", wie ich meinte.

 

Gespannt fuhr ich 2 Wochen später zur Bootsübergabe...

 

Vorweg: Das Verkäufer-Ehepaar war sehr sympathisch und ich hatte nicht das Gefühl, sie seien "böswillig" oder versuchten, etwas zu verheimlichen. Obgleich das Boot zu meiner Überraschung noch immer nicht gereinigt oder etwas "aufgehübscht" war, nahm man sich Zeit, nochmals alle Fragen zu beantworten und mit mir das Boot anzusehen.

Bei Sonnenschein erkannte ich aber nun, dass in den kommenden Monaten doch einiges an Arbeit auf mich zukommen würde, um aus dem etwas "abgerockt" wirkenden Kleinkreuzer zumindest ein "passabel aussehendes" Boot zu machen.

So ging es mit dem Boot hinter dem Auto auf die Autobahn gen Heimat...

 

Was dann geschah, steht im Bericht

- Refit Mogli, Teil 1 (2020/21) und

- Refit Mogli, Teil 2 (2021/22)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aktuelles

März 2023
Die Segelsaison steht bald wieder an und am Boot wird und wurde wieder gearbeitet: Der Kiel wurde entrostet und mit Epoxy versiegelt. Reparaturen und Optimierungen an Rigg und Bug sind erfolgt.
Der Travellerschlitten wird getauscht und die jährlichen Arbeiten zum "Aufhübschen" stehen wieder an.

 

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© Alexander Pabst